Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen

Im Großherzogtum Baden wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts Versuche mit zwei Triebwagen angestellt: 1902 stellten die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen einen von der Maschinenfabrik Esslingen gebauten zweiachsigen Dampftriebwagen mit Serpollet-Kessel in Dienst, nachdem ähnliche Wagen auch im benachbarten Württemberg erprobt wurden. Der Triebwagen wurde zwischen Mai 1902 und Ende 1904 ausgiebig getestet. Das Fahrzeug galt als schadanfällig und unterhaltungsintensiv, außerdem wurde das geringe Fassungsvermögen von nur 40 Personen bemängelt. Der Wagen wurde schon 1905 wieder ausgemustert und »aufgegeben«.

Zur Erprobung des elektrischen Antriebes von Triebwagen mit Akkumulatoren bauten die Badischen Staatseisenbahnen 1903 einen vierachsigen Personenwagen der Waggonfabrik Rastatt um. Die elektrische Ausrüstung lieferte die Elektrizitäts-Aktiengesellschaft aus Nürnberg. Die Erprobung erfolgt auf den Strecken Radolfszell–Überlingen und Radolfszell–Stockach. Nach dem Ende der Testphase erfolgte 1905 der Rückbau zu einem Personenwagen der Gattung BCCi mit der Nummer 6607 und der Gruppe 93a. Auch hier waren die Testergebnisse eher desillusionierend.

Fahrzeugnummer Hersteller (mech.) Fabriknummer Baujahr Gattung | Skizzenblatt Achsfolge | Bauart        
2 Fahrzeuge
6606 Esslingen (Esslingen) 8261 1901 133c A1-n2 Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.
6607 Rastatt (Rastatt) ? 189x 2'2' Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.

Nach den eher schlechten Erfahrungen mit dem Serpollet-Kessel verhielten sich die Badischen Staatsbahnen zunächst einige Jahre sehr zurückhaltend, was Versuche mit Triebwagen angingen. Dies sollte sich erst ändern, als aus Württemberg die ersten positive Signale vom Einsatz der Kittel-Dampftriebwagen zu hören waren.

Zwischen 1913 und 1915 beschafften die Badischen Staatsbahnen insgesamt acht Dampftriebwagen mit Kittel-Kessel, die sich in ähnlicher Form bereits bei der Königlich-Württembergischen Staatseisenbahnen (KWStE) bewährt hatten. Die badischen Wagen unterschieden sich von den württembergischen u.a. durch einen größeren Achsstand (5.500 mm), eine andere Fensterteilung und größere Vorräte. Der Wagenkasten war 10.520 mm lang, im Innenraum fanden 42 Personen einen Sitzplatz 3. Klasse.

Auch in Baden konnten die Kittel-Dampftriebwagen die in sie gesteckten Erwartungen erfüllen und gingen in den 1920er-Jahren allesamt in den Bestand der Deutschen Reichsbahn über.

Fahrzeugnummer Hersteller (mech.) Fabriknummer Baujahr Gattung | Skizzenblatt Achsfolge | Bauart        
8 Fahrzeuge
1000 Esslingen (Esslingen) 9544 1914 A1-h2t Es liegen Stationierungsangaben vor. Es liegen Revisionsdaten vor. Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.
1001 Esslingen (Esslingen) 9545 1914 A1-h2t Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.
1002 Esslingen (Esslingen) 9546 1914 A1-h2t Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.
1003 Esslingen (Esslingen) 11126 1915 A1-h2t Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.
1004 Esslingen (Esslingen) 11127 1915 A1-h2t Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.
1005 Esslingen (Esslingen) 11128 1915 A1-h2t Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.
1006 Esslingen (Esslingen) 11129 1915 A1-h2t Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.
1007 Esslingen (Esslingen) 11130 1915 A1-h2t Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.

Text: © Malte Werning

Quellen und Literatur

  • Troche, Horst: Die Akkumulator-Triebwagen der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnen und der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft. Freiburg 1997.
  • Willhaus, Werner: Kittel-Dampftriebwagen. Innovation des Nahverkehrs vor 100 Jahren. Freiburg 2008.