VT 23 | VM


Im Jahre 1959 erhielten sowohl die MAN als auch die Waggonfabrik Uerdingen vom BZA München den Auftrag, als Ersatz für die noch zahlreich vorhandenen Dieseltriebwagen aus der Vorkriegs- und Kriegszeit einen neuen dreiteiligen dieselhydraulischen Triebzug zu entwickeln, der für den modernen Städte-Schnellverkehr bestimmt sein sollte. Der VT 12, der 1953-1957 für ein ähnliches, wenngleich höherwertiges Einsatzgebiet konstruiert wurde, sollte hingegen wegen zu hoher Kapital- und Unterhaltungskosten nicht weiterbeschafft werden. Der neue Fahrzeugtyp sollte stattdessen durch Leichtbauweise eine Achslast von nur noch 16 Tonnen besitzen und damit auch auf Nebenbahnen einsetzbar sein. Im Gegensatz zum VT 12, der in der ursprünglichen Konzeption mit einem Motorwagen auskommt, sollten bei dem neuen Zug beide Endwagen einen 450 PS-Motor besitzen. Die MAN entwickelte neue Lauf- und Triebdrehgestelle für die Züge.
Beide Hersteller stellten 1961 zwei dreiteilige Versuchs- bzw. Probezüge fertig, wenngleich das ursprüngliche Konzept sogar nur einen zweiteiligen Zug vorsah. Das BZA München machte sehr enge und detaillierte Vorgaben für die Fahrzeuge, so dass die Entwürfe beider Hersteller technisch sehr ähnlich ausfielen. Bei der Wagenkastenkonzeption sollten viele Teile mit den 4n-Personenwagen (»Silberlinge«) übereinstimmen. Innerhalb einer Einheit wurden die Wagen mit Scharfenbergkupplungen kurzgekuppelt, an den Führerraumenden wurden gewöhnliche Zug- und Stoßvorrichtungen vorgesehen. Der Fahrgastübergang konnte innerhalb einer Einheit über schallisolierte Übergänge erfolgen, allerdings war auch ein Übergang zwischen zwei miteinander gekuppelten Fahrzeuggarnituren möglich, da in den Stirnfronten der Führräume eine im Bedarfsfall schwenkbare Tür vorgesehen wurde.
Die von MAN gebauten vier Triebendwagen wurden als VT 23 501 bis VT 23 504 bezeichnet, die Mittelwagen als VM 23 501 und VM 23 502. Sowohl die Triebwagen als auch die Mittelwagen wurden mit je zwei breiten Schwenkschiebetüren in den Wagenseiten ausgeliefert. Die 1. Klasse befand sich an den Wagenübergängen der Triebwagen, die Mittelwagen wurden nur mit der 2. Klasse ausgestattet. Die Kraftübertragung erfolgte hydromechanisch über ein EMG-Getriebe. Die Heizung lieferte Hagenuk. Die markante flache Stirnfront der Züge war seinerzeit wegweisend. Bei der Inneneinrichtung wich man allerdings für die DB-Verantwortlichen zu weit von den 4n-Wagen ab.
Die Fahrzeuge wurden in intensiven Erprobungen mit den zeitgleich produzierten zwei Versuchszügen der Waggonfabrik Uerdingen VT 24.5 | VM 24.5 beim Bw Bielefeld getestet. 1965 wechselten die Züge zum Bw Braunschweig.
1963 und 1964 wurde schließlich die endgültige Serienfertigung dieser Züge aufgenommen, bei denen es sich um eine Mischform aus der MAN- und der Uerdinger Variante handelte. Die zwei VT 23-Versuchszüge wurden später technisch weitgehend an die Serienfahrzeuge angeglichen. Vor diesem Hintergrund ist auch zu verstehen, dass die Fahrzeuge zum 1. Januar 1968 nicht die neue Baureihenbezeichnung 623 erhielten, sondern mit den Nummern 624 505-4 bis 508-8 in die Reihe 624 eingereiht wurden. Die beiden Mittelwagen erhielten die neuen Nummern 924 505-1 und 924 506-9.
Motorendwagen
Gattung | ABPw4ysm | Länge über Puffer | 26.630 mm | Motorbauart | MAN D2850 M1U* |
Baujahre | 1961 | Länge Wagenkasten | 25.840 mm | Leistung | 331 kW |
Sitzpl. 1. / 2./ Klapps. | 12 / 56 / 0 | Gesamtachsstand | 21.500 mm | Dieselvorrat | 650 l |
Dienstgewicht | 42 t | Dachhöhe über S.O. | 3.875 mm | Getriebebauart | EMG S 350 |
Höchstgeschwindigkeit | 120 km/h | Fußboden über S.O. | 1.200 mm | ||
Raddurchmesser | 950 / 900 mm | Breite | 2.820 mm | Heizung | Wasser (Hagenuk) |
* Versuchsweise auch mit Motorbauarten MWM TRHS 518 B12 und Daimler-Benz MB 846 Bc |
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Fahrzeugnummer | Hersteller (mech.) | Fabriknummer | Baujahr | Gattung | Skizzenblatt | Achsfolge | Bauart | ||||||
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4 Fahrzeuge | |||||||||||
VT 23 501 | MAN (Nürnberg) | 146513 | 1961 | ABPw4yms | B'2'-dh |
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VT 23 502 | MAN (Nürnberg) | 146514 | 1961 | ABPw4yms | B'2'-dh |
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VT 23 503 | MAN (Nürnberg) | 146515 | 1961 | ABPw4yms | B'2'-dh |
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VT 23 504 | MAN (Nürnberg) | 146516 | 1961 | ABPw4yms | B'2'-dh |
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Mittelwagen
Gattung | B4ym | Länge über Schaku | 26.160 mm | ||
Baujahre | 1961 | Länge Wagenkasten | 25.400 mm | ||
Sitzpl. 1. / 2./ Klapps. | 0 / 88 / 0 | Gesamtachsstand | 21.500 mm | ||
Dienstgewicht | 30 t | Dachhöhe über S.O. | 3.875 mm | ||
Höchstgeschwindigkeit | 120 km/h | Fußboden über S.O. | 1.200 mm | ||
Raddurchmesser | 900 mm | Breite | 2.820 mm | Heizung | Luft (Hagenuk) |
Text: © Malte Werning
Quellen und Literatur
- Notizen von Mario Tacke
- Ebel, Jürgen-Ulrich: Die Triebwagen der Baureihen VT 23 und VT 24. In: Eisenbahn-Kurier 336 (2009).
- Schmücker, Bernhard: Neue Dieseltriebzüge der Deutschen Bundesbahn. In: Eisenbahningenieur 10/1964.
- Übbing, Dirk: Die Dieseltriebwagen der mittleren Leistungsklasse, Teil 2. In: Lok-Report 272 (2001).
- von Rüden, Ferdinand: Die Baureihe 614. Freiburg 2021.