Nummern 1958-1970

Ab 1952 begannen bei der DR die Vorbereitungen für den Wiederaufbau des elektrischen Netzes in Mitteldeutschland und dessen sukzessive Erweiterung. Am 1. September 1955 erfolgte der Neustart auf einem ersten Abschnitt zwischen Halle (Saale) Hbf/Gbf und Köthen. Bis Ende 1959 wuchs das elektrische Netz auf 320 Kilometer Strecke an.

Zweiachsige Oberleitungsrevisionstriebwagen (ORT)

    Länge über Puffer 13 100 mm Motorbauart
IFA EM 6-20*
Baujahre 1956, 1959 Länge Wagenkasten 12 750 mm Leistung 74 kW*
    Radsatzstand 7 000 mm Dieselvorrat ?
Dienstgewicht 26 t Dachhöhe über S.O. 3 745 mm Getriebebauart Mylius
Höchstgeschwindigkeit 70 km/h Fußboden über S.O. ?    
Raddurchmesser ? Breite 2 948 mm  Heizung Wasser
Alle Angaben nur für ORT 135 701 bis 703, 705 und 706. * Abweichende Daten bei ORT 135 705 und 706: IFA 6 KVD 14,5/12 SRW mit 99 kW
ORT 135 703. Foto: Karl-Friedrich Seitz
ORT 135 703 in Weißenfels (Juli 1967). Später erhielt der Wagen die markanten Doppelleuchten. Foto: Karl-Friedrich Seitz

Für die polnischen Staatsbahnen Polskie Koleje Państwowe (PKP), bei denen in den 1950er-Jahren ein großangelegtes Elektrifizierungsprogramm lief, entwickelte die VEB Waggonbau Görlitz 1954 einen zweiachsigen Turmwagentypen für Arbeiten an Oberleitungsanlagen mit breiter wagenmittiger Schiebetür. Die PKP erhielten 1954 zwei Fahrzeuge, 1955 sechs weitere. Drei weitere Fahrzeuge lieferte Görlitz 1956 direkt an die DR, bei denen aber die Arbeitsbühne gegenüber der PKP-Version abgeändert wurde. Die DR verwendete zunächst noch die alten Bahndienstfahrzeug-Bezeichnungen, ab 1958 wurden die drei Fahrzeuge als »Oberleitungsrevisionstriebwagen« (ORT) 135 701 bis 135 703 bezeichnet. Ein weiterer »Abbügelwagen« entstand zuvor aus einem niederländischen Diensttriebwagen von 1927 (ORT 135 704).

Zwischen 1957 und 1961 bezog auch die tschechoslowakische Staatsbahn CSD zwanzig Fahrzeuge dieses Typs. Während der Fertigstellung dieser Fahrzeuge schloss sich auch die DR mit zwei weiteren ORT an, bei denen nun aber ein stärkerer Motor zum Einbau kam (ORT 135 705, ORT 135 706).

Die ORT bestehen aus einem Stahlkasten, der an beiden Enden über einen Führerstand verfügt. Darüber hinaus ist der Wagen mit Werkstatt, Maschinenraum, Garderobe und Hauswirtschaftsraum ausgestattet. Der Einstieg ins Fahrzeug erfolgt über eine zweiteilige Schiebetür, die sich in der Mitte der Fahrzeugseite befindet. Im oberen Teil befinden sich ein Steuerstromabnehmer, eine Inspektionskabine und eine hydraulisch betriebene Arbeitsbühne.

ORT 135 704 wurde bereits 1967 ausgemustert. Im Nummernplan vom 1. Juni 1970 wurden die übrigen fünf Triebwagen zur Baureihe 188 mit den Nummern 001, 002, 003, 005 und 006 zusammengefasst.

Fahrzeugnummer Hersteller (mech.) Fabriknummer Baujahr Achsfolge | Bauart        
6 Fahrzeuge
ORT 135 701 VEB Görlitz (Görlitz) ? 1956 A1-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Stationierungsangaben vor. Es liegen Revisionsdaten vor.
ORT 135 702 VEB Görlitz (Görlitz) 11001/3 1956 A1-dm Es liegen Revisionsdaten vor. Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.
ORT 135 703 VEB Görlitz (Görlitz) ? 1956 A1-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Revisionsdaten vor. Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.
ORT 135 704 Beijnes (Haarlem) ? 1927 Es liegen Stationierungsangaben vor. Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.
ORT 135 705 VEB Görlitz (Görlitz) 411001 1958 A1-dm Es liegen Revisionsdaten vor.
ORT 135 706 VEB Görlitz (Görlitz) ? 1960 A1-dm Es liegen Revisionsdaten vor.

Funkmesswagen (FMW)

    Länge über Puffer 21 873 mm Motorbauart
CKD 12V 170 DR
Baujahre 1934 Länge Wagenkasten 20 533 mm Leistung 302 kW
    Gesamtachsstand 17 470 mm Dieselvorrat 990 l
Dienstgewicht 42 t Dachhöhe über S.O. 3 670 mm elektr. Fahrmotoren 2 x SSW GBMy 700
Höchstgeschwindigkeit 100 km/h Fußboden über S.O. 1 280 mm Antriebsart Tatzlager
Raddurchmesser 900 mm Breite 2 940 mm    
723 101-2. Foto: Ralf Lauer
Funkmesswagen VT 137 700 mit der markanten Teleskopantenne, die an der Fahrzeugfront angebracht wurde (Berlin, August 1994). Foto: Ralf Lauer

Im Herbst 1958 baute das Raw Dessau aus dem dieselelektrischen vierachsigen Eiltriebwagen VT 137 063 einen Funkmesstriebwagen zur mobilen Messung des Zugfunks. Hierfür erhielt das Fahrzeug auf einer Führerstandsseite eine markante Teleskopantenne angebracht, die im zusammengefalteten Zustand nicht über das Dachprofil herausragte. Die Antenne konnte ausgefahren 12 Meter hoch reichen. Im früheren Fahrgastraum wurde eine Küche installiert und außerdem zwei Schlafräume, ein Aufenthalts- und ein Arbeitsraum (mit den notwendigen Funk- und Messeinrichtungen) eingerichtet. Das WC wurde aus der Wagenmitte in den Einstiegsraum hinter dem Führerstand II verlegt, wo die Einstiegstür geschlossen wurde.

Der Triebwagen erhielt anschließend die Nummer VT 137 700 und wurde im gesamten DR-Netz eingesetzt. Er soll auch in den Nachbarstaaten des Warschauer Paktes zum Einsatz gekommen sein.

Im Nummernplan vom 1. Juni 1970 erhielt er die Nummer 188 101-0.

Fahrzeugnummer Hersteller (mech.) Fabriknummer Baujahr Achsfolge | Bauart        
1 Fahrzeuge
VT 137 700 Wismar (Wismar) 20504 1934 2'Bo'-de Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Revisionsdaten vor.

Vierachsige Oberleitungsrevisionstriebwagen (ORT)

    Länge über Puffer 19 300 mm Motorbauart
6 VD 18/15-1
Baujahre 1968 Länge Wagenkasten 18 300 mm Leistung 132 kW
    Gesamtachsstand 15 225 mm Dieselvorrat ?
Dienstgewicht 43 t Dachhöhe über S.O. 3 754 mm Getriebebauart ESA 86
Höchstgeschwindigkeit 80 km/h Fußboden über S.O. 1 250 mm    
Raddurchmesser 950 mm Breite 2 950 mm Heizung Wasser
ORT 137 712. Foto: Ernst Lauer
Der vierachsige ORT 137 712 gehört heute dem Verkehrsmuseum Dresden (Dresden, April 2000) Foto: Ernst Lauer

Nach der Indienststellung der zweiachsigen ORT benötigte die DR ab Mitte der 1960er-Jahre weitere Fahrzeuge für die Fahrleitungsinstandhaltung. Der VEB Waggonbau Görlitz hatte bereits 1957 vier vierachsige Drehgestelltriebwagen an die PKP geliefert, auch die ČSD erhielt 1963 und 1964 insgesamt 27 Fahrzeuge. Von diesem Typ wurden 1968 weitere sechs Wagen an die DR ausgeliefert und als ORT 137 710 bis ORT 137 715 bezeichnet.

Die Vierachser wurden als Stahlschweißkonstruktion in Leichtbauweise erstellt. Auch sie besaßen mittig liegende Doppelschiebetüren, zusätzlich aber auch zwei diagonal angeordnete Drehtüren an den Führerräumen. Im Wageninneren befand sich ein Werkstatt- und ein Aufenthaltsraum, zusätzlich ein WC. Wie die zweiachsigen ORT besaßen auch die vierachsigen einen Aussichtsdom mit Ausstieg zur festen Arbeitsbühne. Neben der festen Bühne gab es eine weitere bewegliche Bühne, die um 90° ausschwenken konnte, und einen Erdungsstromabnehmer.

Im Nummernplan vom 1. Juni 1970 wurden die sechs Triebwagen zur Baureihe 188 mit den Nummern 188 200-0 bis 188 205-1 zusammengefasst.

Fahrzeugnummer Hersteller (mech.) Fabriknummer Baujahr Achsfolge | Bauart        
6 Fahrzeuge
ORT 137 710 VEB Görlitz (Görlitz) 020500/1 1968 (1A)'2'-dm
ORT 137 711 VEB Görlitz (Görlitz) 020500/2 1968 (1A)'2'-dm Es liegen Stationierungsangaben vor. Es liegen Revisionsdaten vor.
ORT 137 712 VEB Görlitz (Görlitz) 020500/3 1968 (1A)'2'-dm Es liegen Revisionsdaten vor.
ORT 137 713 VEB Görlitz (Görlitz) 020500/4 1968 (1A)'2'-dm Es liegen Revisionsdaten vor.
ORT 137 714 VEB Görlitz (Görlitz) 020500/5 1968 (1A)'2'-dm Es liegen Revisionsdaten vor. Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.
ORT 137 715 VEB Görlitz (Görlitz) 020500/6 1968 (1A)'2'-dm Es liegen Revisionsdaten vor. Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.

Text: © Malte Werning

Quellen und Literatur

  • Boldt, Arend: Bahndienstfahrzeuge. Technik und Aufgaben der Baureihen 701 bis 740. Gülzow 1997.
  • Glanert, Peter / Scherrans, Thomas / Borbe, Thomas / Lüderitz, Ralph: Wechselstrom-Zugbetrieb in Deutschland. Bd 3: Die Deutsche Reichsbahn, Teil 2 - 1960 bis 1993. München 2012
  • Theurich, Wolfgang: 160 Jahre Waggonbau in Görlitz. Freiburg 2009.
  • Winkler, Dirk / Dietz, Günther: Verbrennungstriebwagen der Deutschen Reichsbahn. Band 2. München 2023.