712

712 001-7. Foto: U. Budde
712 001 im roten Lack mit dem weitgehend original erhaltenen Fahrzeugende (Ottbergen, Mai 1976). Foto: U. Budde

Im Nummernplan vom 1. Januar 1968 wurde der Tunnelmesswagen Kar 6210 mit dieselelektrischem Antrieb zur neuen Baureihe 712. Das Fahrzeug blieb lange Zeit ein Einzelstück, bis schon Anfang der 1980er-Jahre ein Nachfolgefahrzeug mit moderner Messtechnik projektiert wurde. Die Planungen zogen sich bis 1991 hin, als der Auftrag für den Bau eines neuen Profilmesstriebwagens an Plasser ging. Er wurde als 712 002-5 ab 1993 eingesetzt.

Aufgabe eines solchen Fahrzeugs ist die kontinuierliche Überprüfung des DB-Streckennetzes auf die genaue Einhaltung des Lichtraumprofils in Gleisbögen, Tunnelröhren, Brückenbauwerken und auch Bahnsteigkanten. Hierfür wurden jahrzehntelang mechanische Methoden verwendet, bei denen auf dem Fahrzeug ein Messgerüst mit ausklappbaren Tastarmen befestigt wurden. Stießen diese Tastarme bei einer Messfahrt gegen ein Hindernis und wurden eingedrückt, konnte genau nachvollzogen werden, an welchen Stellen das Lichtraumprofil nicht eingehalten wurde. Ab den 1980er-Jahren wurden zunehmend digitale Messmethoden mit Laserstrahlen eingeführt, bei denen das Verfahren berührungsfrei und erheblich schneller durchgeführt werden konnte.

Tunnelmesswagen 712 001-7

    Länge über Puffer 23 050 mm Motorbauart
Maybach GO 6
Baujahre 1935 Länge Wagenkasten 22 050 mm Leistung 441 kW
    Gesamtachsstand ? mm Dieselvorrat 990 l
Dienstgewicht 58 t Dachhöhe über S.O. 3 671 mm elektr. Fahrmotoren 2 x BBC GDTM 1522
Höchstgeschwindigkeit 100 km/h Fußboden über S.O. 1 280 mm Antriebsart Tatzlager
Raddurchmesser 1000 / 900 mm Breite ? mm Heizung Wasser (Hagenuk)
712 001-7. Foto: N. Schmitz

Für das Messgerüst mit den mechanischen Tastern wurde der Wagenkasten an einem Fahrzeugende aufgeschnitten. Seit 1978 besitzt das Fahrzeug die goldgelbe Lackierung (Lindau, 1983).Foto: N. Schmitz

Das Einzelstück wurde zwischen 1962 und 1965 aus dem im Februar 1936 in Dienst gestellten dieselelektrischen VT 38 002 im AW Opladen und WMD tiefgreifend umgebaut. Der Fahrzeugkopf am Triebdrehgestellende (Führerstand 1) einschließlich der Führerraumtür und der darauffolgenden einteiligen Schiebetür blieben erhalten, ebenso die darauffolgenden vier Seitenfenster (800 mm Breite). In diesem Bereich wurde bei dem Umbau ein Werkstattraum im Türbereichsowie drei Personalräume mit Klapptischen und Schlafpritschen eingerichtet. Der Mitteleinstieg wurde geschlossen, in diesem Bereich kam ein Wasch- und Duschraum sowie ein separates WC mit entsprechender Fensterteilung zum Einbau. Im vormaligen 1.-Klasse-Bereich mit den breiteren Fenstern (1000 mm) wurde eine Küche und ein Arbeitsraum mit klappbarem Zeichentisch und vier Sitzgelegenheiten vorgesehen.

Der folgende Fahrzeugbereich über dem Laufdrehgestell machte die tiefgreifendste Veränderung durch und blieb der Messausrüstung vorbehalten. Hier wurde der Rahmen verlängert, um Platz zu schaffen für das Messgerüst mit den ausklappbaren Messtastern. An den erwähnten Arbeitsraum schloss sich der Messstand mit einem vorgelagerten Aufnahmeraum mit Registriergerät und einer Möglichkeit zum Aufstieg auf das Dach an, wo sich bis 1978 eine klappbare Arbeitsbühne befand. Der Führerstand 2 war deutlich beengter für den Fahrzeugführer und konnte beidseitig über eingezogene Türen erreicht werden.

Als Tunnelmesswagen war das Fahrzeug stets beim Bw Karlsruhe beheimatet. Nach der erfolgreichen Indienststellung seines Nachfolgers 712 002-5 wurde der Triebwagen abgestellt und noch 1993 an die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte abgegeben.

Fahrzeugnummer Hersteller (mech.) Fabriknummer Baujahr Achsfolge | Bauart        
1 Fahrzeuge
712 001-7 MAN (Nürnberg) 127371 1935 Bo'2'-de Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Stationierungsangaben vor. Es liegen Revisionsdaten vor.

Profilmesswagen 712 002-5

    Länge über Puffer 17 420 mm Motorbauart
KHD BF 12L 513 C
Baujahre 1993 Länge Wagenkasten 16 100 mm Leistung 367 kW
    Gesamtachsstand 12 800 mm Dieselvorrat ? l
Dienstgewicht 54 t Dachhöhe über S.O. 3 600 mm Getriebebauart ZF 3-G.-Lastschaltg.
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h Fußboden über S.O. 1 470 mm    
Raddurchmesser 840 mm Breite 3 020 mm Heizung Wasser
712 002-5. Foto: M. Werning

712 002-5 kurz vor seiner mutmaßlichen Zerlegung im Jahre 2014 in Duisburg-Wedau. Foto: M. Werning

Der 712 002-5 wurde 1991 beschafft, um dem Mess-Team der DB eine zeitgemäße Nachfolge für den Tunnelmesswagen zu bieten. Obwohl dieses Fahrzeug bei seiner Indienststellung im Juni 1993 Maßstäbe setzte, befand es sich nur rund 15 Jahre lang im Einsatz.

Der vierachsige Dieseltriebwagen basierte auf dem Fahrgestell des österreichischen MTW 100 von Plasser & Theurer (ÖBB-Baureihe X 552) und wurde von der Deutschen Plasser in Zusammenarbeit mit Real Time Engineering erbaut. In dem kompakten Fahrzeuge fiel eine mittige Schiebevorrichtung auf, hinter der sich eine ausfahrbare Messsäule mit einer eigenen absenkbaren Messachse verbarg. Sie war mit 70 Laser-Distanzmessgeräten ausgestattet, die die Messaufgaben nunmehr berührungsfrei und fünfmal so schnell wie beim Vorgänger ausführte. Über Magnetband gelangten die millimetergenau erfassten Daten zur Auswertung in die Bordcomputer.

Neben dem eigentlichen Fahrmotor (Daten siehe Kasten) war der als Profil-Messtriebwagen »PROM« bezeichnete Wagen auch mit einem zusätzlichen KHD-Arbeitsdieselmotor mit 44 kW Dauerleistung ausgestattet. Auf dem Dach befand sich ein Einholmstromabnehmer für Messzwecke.

Zwischen dem Führerstand 1 und der Messsäule befand sich ein Elektronikraum. Daran schloss sich in Fahrzeugmitte der Rechnerraum an. Den übrigen Raum bis zum Führerraum 2 beanspruchte der Aufenthaltsraum mit Tisch und Sitzgelegenheiten für sechs Personen, Nasszelle und Küche. Übernachtungsmöglichkeiten gab es im Fahrzeug offenbar nicht.

Zum 1. Januar 1994 ging der Profil-Messtriebwagen in den Bestand der Deutschen Bahn AG über.

Fahrzeugnummer Hersteller (mech.) Fabriknummer Baujahr Achsfolge | Bauart        
1 Fahrzeuge
712 002-5 Plasser (Freilassing) 2455 1993 B'2'-dh Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Stationierungsangaben vor. Es liegen Revisionsdaten vor. Der Verbleib dieses Fahrzeugs ist unbekannt.

Text: © Malte Werning

Quellen und Literatur

  • Boldt, Arend: Bahndienstfahrzeuge. Technik und Aufgaben der Baureihen 701 bis 740. Gülzow 1997.
  • Löttgers, Rolf: "TIF", "PROM" und ihre Vorgänger - Die Tunneluntersuchungswagen der Deutschen Bundesbahn. In: Lok-Magazin 184 (1994)