05.10.2025 - AEG-Oldtimer ist wieder im Einsatz

Nach über 20jähriger Aufarbeitungszeit wurde am 1. Oktober der frühere T 2 der Schleswiger Kreisbahn wieder in Betrieb genommen. Rechtzeitig zu seinem 100. Jahrestag seiner Inbetriebnahme im November 1925 steht der Oldtimer damit als ältester betriebsfähiger Verbrennungstriebwagen in Deutschland wieder für Sonderfahrten bereit. Unter der neuen Nummer T 3 hat ihn Prof. Dr. Jochen Ewald, begleitet von der Interessengemeinschaft zur Erhaltung Historischer Fahrzeuge e. V. in Wilhelmshaven, in einer Werkstatt über viele Jahre hinweg aufwändig restauriert —unglaubliche Sisyphusarbeit, die mit viel Herzblut gestemmt wurde. Fahrzeugeinsteller ist die Museumseisenbahn Hümmlinger Kreisbahn e. V., die das Fahrzeug als T 3 führt. Den Schriftzug „Schleswiger Kreisbahn“ trägt der Triebwagen dennoch weiterhin.

Obwohl wir im Triebwagenarchiv L.H.L. als Hersteller angeben, handelt es sich eigentlich um einen „AEG-Triebwagen“. L.H.L. wurde seinerzeit als Subunternehmer mit der Konstruktion des wagenbaulichen Teils beauftragt, wie es bei AEG seinerzeit – da man Aktienanteile an LHL besaß – üblich war. Motor und Antriebsstrang lieferte die N.A.G., ein Tochterunternehmen der AEG. Weitere Fahrzeuge dieses Typs A3 wurden auch bei van der Zypen & Charlier gebaut.

Der jetzige T 3 stand gemeinsam mit einem schon im Dezember 1924 gebauten Schwesterfahrzeug über viele Jahrzehnte bei der Schleswiger Kreisbahn im Einsatz. Anfangs wurde er von einem Benzolmotor angetrieben, der später durch einen 110-PS-Diesel ersetzt wurde. 1960 unterzog die Kreisbahn den Triebwagen einem Umbau mit Modernisierung, bei der die bisherigen Stirnfronten durch die heutige rundlichere Form ersetzt wurden. Vorbild für die neuen Fronten waren offenbar die damals hochmodernen MAN-Schienenbusse, die zu diesem Zeitpunkt von verschiedenen Privatbahnen beschafft wurden. 1973 wurde der Triebwagen außer Dienst gestellt.

Die weiteren Stationen führten das Fahrzeug zunächst in die Niederlande nach Enschede, wo sich die Stichting Museum Buurtspoorweg um das Fahrzeug kümmern wollte. Er wurde einige Jahre später an die belgische Chemin de Fer à Vapeur des Trois Vallés in Mariembourg weitergereicht, doch auch hier unterblieb eine tiefgreifende Aufarbeitung des Oldtimers. Erst 2004 gelangte der Triebwagen wieder nach Deutschland.

Von den AEG-Triebwagen der 1920er-Jahre sind nur drei Exemplare erhalten. Neben dem nun wieder betriebsfähigen »Schlesiwger T 2« existiert noch der schmalspurige T 43 der DEV in Bruchhausen-Vilsen als Ausstellungsstück und der T 24 vom Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e. V. im Bahnhof Schönberger Strand.

Malte Werning