145 001 - 145 403

Im Nummernbereich 145 001-145 999 reihte die DRG ab 1932 gemäß Ergänzungsnummernplan vom Oktober 1932 die vierachsigen Steuerwagen für Verbrennungstriebwagen (Motorwagen) und Dampftriebwagen ein. Da die wenigen bereits speziell für diesen Einsatzzweck gebauten Steuerwagen 951 - 957 erst im Laufe des Jahres 1932 ausgeliefert worden waren und bereits den neueren Konstruktionsprinzipien der DRG entsprachen, wurden sie vollständig umgezeichnet in 145 001 - 145 007.

Der gemeinsame Einsatz von Triebwagen mit Steuerwagen blieb in der Frühzeit des deutschen Triebwagenbaus zunächst einigen Elektrotriebwagen vorbehalten. Mit zwei neuen Eilzugwagen BC4i-30 wurden 1931/32 aber auch die ersten Versuche durchgeführt, dieselelektrische Triebwagen fernzusteuern. Dafür wurden in die antriebslosen Wagen Steuerstände und Steuerleitungen eingebaut, die die entsprechenden Impulse direkt an die Technik des Triebwagens weiterleiteten. Auf diese Weise konnte das zeitaufwändige Umsetzen des Triebwagens am Endbahnhof für den Fahrtrichtungswechsel entfallen. Die beiden Wagen erhielten die Nummern 951 und 952, sie wurden im Oktober 1932 in 145 001 und 145 002 umgezeichnet. Die Erprobung erfolgte gemeinsam mit den beiden dieselelektrischen Wismar-Triebwagen 872 und 874. Ein dritter Umbauwagen stieß kurz darauf als 145 003 hinzu.

Steuerwagen der Bauart »Essen« 145 008. Diese Wagen wurden in zwei Serien als BC4ivS-32 und BC4ivS-34 in insgesamt 19 Exemplaren beschafft

1932 bestellte die DRG erstmalig in größerem Rahmen Triebwagen, Beiwagen und Steuerwagen, die technisch und konstruktiv stärker aufeinander abgestimmt waren. Dabei waren 30 Steuerwagen, die in zwei Varianten ausgeliefert wurden: Für die gleichzeitig bestellten dieselelektrischen Triebwagen 137 031-035 (BC4ivT-32b, Bauart »Essen«) wurden fünf dazu passende Steuerwagen 145 004-008 (BC4ivS-32) mit Mitteleinstiegen, Schiebetüren und einer Gesamtlänge von 20,11 m gebaut. Parallel entstanden 25 Wagen mit nur 18,96 m Länge als 145 009-033 (C4ivS-32) mit nach innen öffnenden Drehtüren an den Wagenenden, bei denen ein (großzügiger gestalteter) Wagenteil optional mit der 2. Wagenklasse ausgestattet werden konnte. Diese Wagen waren ausschließlich für die dieselelektrischen Triebwagen der 1932-/33-Beschaffungen vorgesehen und besaßen ebenfalls die markanten Schürzen am Wagenboden. Grundsätzlich wurde nur einseitig ein Steuerabteil eingebaut. Die Wendezugsteuerung war noch nicht vereinheitlicht, stattdessen mussten die Steuerwagen je nach Ausrüstung einzelnen Triebwagengruppen fest zugeordnet werden.

Beispielhaft für die kurzen C4ivS-32 und BC4ivS-34a ein Bild des 145 010

Ab 1934 wurden beide Varianten als BC4ivS-34 (145 034-047) und BC4ivS-34a (145 048-087) durch die Waggonfabrik Busch (Bautzen) nahezu unverändert nachgebaut, wobei die kürzeren Wagen nun generell auch mit 2. Wagenklasse die Herstellerwerke verließen. Alle BC4ivS-34a wurden mit Trommelbremsen ausgerüstet. Der Wagen 145 081 soll abweichend 20 cm breitere Fenster in der 2. Wagenklasse gehabt haben. Die Wagen 145 048-070 und 082-085 wurden nun mit der Mehrfachsteuerung 1934 ausgerüstet, die einen freizügigen Einsatz mit den dieselelektrischen Triebwagen der 1934-Bauarten ermöglichte. Die Wagen 072-081 hatten dagegen wiederum Einfachsteuerung erhalten. Die Wagen 145 086 und 087 wurden mit einer Sonderausführung für den gemeinsamen Einsatz mit den dieselhydraulischen Triebwagen 137 160 und 161 ausgestattet. Der 145 071 diente ab 1936/37 als Messwagen für das LVA Grunewald und wurde mit Versuchsausrüstungen bestückt.

Noch 1934 wurde der Auftrag offenbar um zehn weitere Fahrzeuge erhöht, von denen jeweils WUMAG und Uerdingen fünf Wagen ausliefern sollten und bei denen die Fenster in der 2. Wagenklasse (analog zum 145 081) generell auf 1.000 mm verbreitert wurden. Während die Uerdinger Wagen 145 090-094 für den Zusammenlauf mit den Dampftriebwagen 54-58 bestimmt waren, ist die Zweckbestimmung der fünf WUMAG-Wagen unklar: Zwei der Fahrzeuge wurden mit Steuerausrüstung für den gemeinsamen Einsatz mit den dieselhydraulischen Versuchstriebwagen 137 162 und 137 163 versehen und als 145 088 und 089 eingereiht, wegen fehlender Trommelbremsen aber als BC4ivS-34b bezeichnet. Die drei übrigen Wagen wurden möglicherweise mangels Bedarf ohne Steuerausrüstung belassen und als Beiwagen 147 069-071 (BC4iv-34a) ausgeliefert.

Ebenfalls noch 1934 wurde die Beschaffung einer großen Stückzahl weiterer Steuerwagen in die Wege geleitet, die nun vor allem für die Triebwagen nach dem Einheitsgrundriss gestaltet worden waren und neben einem Mitteleinstieg mit Schiebetüren auch zwei Einstiege an den Wagenenden besaßen. Die Länge über Puffer erhöhte sich bei diesen Wagen auf 21,8 m. Die Wagen wurden ab 1935/36 als 145 096-150 (BC4ivS-34) ausgeliefert. Bauartunterschiede gab es lediglich in Bezug auf die Bremsen: 145 096-119 und 139-147 wurden mit Trommelbremsen geliefert, 120-138 und 148-150 dagegen mit Scheibenbremsen.

Als Ersatz für die aus Eilzugwagen umgebauten Steuerwagen 145 001-003 lieferte Lindner 1935 auch noch drei weitere fabrikneue Wagen 145 151-153, die auf den Zeichnungen der C4ivS-32 / BC4ivS-34a basierten und mit den Triebwagen 872 und 874 kompatibel waren. Allerdings wurde bei diesen Fahrzeugen auf die Schürze unter dem Wagenboden verzichtet. Der 145 153 wurde außerdem lediglich mit der 3. Wagenklasse ausgeliefert und erhielt deshalb die Bezeichnung C4ivS-34. Daraufhin konnten die Umbauwagen 145 001-003 wieder zu gewöhnlichen BC4i-30/C4i-30 zurückgebaut werden.

Zwischen September 1936 und Februar 1937 fand die Auslieferung einer weiteren neuen Steuerwagengeneration statt: Für die erste Serienbeschaffung dieselhydraulischer Nebenbahntriebwagen 137 241-270 wurden bei den Herstellern Lindner und MAN auch 30 passende Steuerwagen bestellt, die die Nummern 145 154-183 erhielten und bereits deutlich früher als die zugehörigen Triebwagen ausgeliefert wurden. Dies verzögerte die Abnahme, die teilweise erst ein Jahr später stattfand. Mit einer Länge über Puffer von 22,32 m und einer Dachhöhe von nur 3,475 m wirkten diese als BCPost4ivS-35 bezeichneten Wagen sehr elegant. Beherrschendes Merkmal der Frontpartie waren die großen Laternen. Der Einstieg erfolgte über zwei Schiebetüren im mittleren Bereich des Wagens. Auf der führerraumlosen Seite wurde ein Postabteil eingerichtet.

Mit diesen Wagen war die Beschaffung vierachsiger Steuerwagen für die DRG abgeschlossen. Für die Nummer 145 095 ist keine Fahrzeugbelegung bekannt. Die Wagen 145 182, 183 und 184 wurden erst zu DRB-Zeiten Ende Februar 1937 ausgeliefert und sind daher in der nachfolgenden Liste noch nicht aufgeführt.

1937 wurden (bis auf die wieder zu Reisezugwagen rückgebauten 145 001-003) alle 178 vierachsigen Steuerwagen von der verstaatlichten Deutschen Reichsbahn (DRB) übernommen.  -- wird fortgesetzt --