Königlich Sächsische Staatseisenbahnen
Im Sachsen begannen die Erprobungen von Triebwagen vergleichswese früh. Die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen erprobten ab 1883 erstmals die aus heutiger Sicht skurril anmutenden Dampftriebwagen der Bauart Thomas. Diese Triebwagen bestanden aus einem zweiachsigen doppelstöckigen Wagen mit einem kurzgekuppelten einachsigen Maschinenwagen, die Gesamtlänge betrug 13,43 m. Die indizierte Leistung betrug ungefähr 100 PS, die Höschtgeschwindigkeit 55 km/h. Die Wagen wurden bei Hohenzollern gebaut und als Gattung Hz 0 eingereiht. Zum Einsatz kamen die Fahrzeuge um Leipzig und Pirna. Sie wurden bis 1900 ausgemustert.
1903 wagte die K.Sächs.Sts.B. einen neuen Versuch mit einem zweiachsigen Dampftriebwagen der Bauart Serpollet. Hersteller war die Maschinenfabrik Esslingen, die ähnliche Fahrzeuge schon an die Kgl. Württembergischen Staats-Eisenbahnen als Reihe DW und nach Baden geliefert hatte. Wegen ungenügender Dampfentwicklung bewährte sich das Fahrzeug aber nicht. Sein Verbleib ist unbekannt.
Ab 1904 wurden auch Versuche mit einem Akku-Doppeltriebwagen durchgeführt, dessen elektrische Ausrüstung SSW Berlin lieferte. Der insgesamt 18,9 m lange Zug bestand aus zwei identischen zweiachsigen Wagen, deren beide inneren einander zugewandten Wagenenden als seitlich offener Übergang und Einstieg ausgeführt worden waren, Der Zug hatte eine Reichweite von rund 60 Kilometern und konnte 45 km/h erreichen. Er bot 80 Sitz- und 18 Stehplätze und nahm am 17. März 1904 seinen Dienst zwischen Dresden, Cossebaude und Mügeln (heute Heidenau) auf.
Im gleichen Jahr beschaffte die K.Sächs.Sts.B. auch erstmalig einen Motortriebwagen mit der Bezeichnung Dai 1, der ebenfalls in Werdau gebaut wurde und mit einem Viertakt-Ottomotor von Daimler angetrieben wurde. Das kurze 12,3 m lange Fahrzeug konnte 40 km/h schnell fahren und bot 44 Sitzplätze. Informationen über Einsatz und Bewährung liegen leider nicht vor.
1913 gab Sachsen gemeinsam mit Preußen den Bau von fünf dieselelektrischen Triebwagen – den ersten mit dieser Antriebsart – in Auftrag. Die beiden 21,395 m langen sächsischen Wagen DET 1 und DET 2 waren als Einzeltriebwagen mit zwei Führerständen konzipiert und wichen entsprechend von den drei preußischen Wagen ab. Das Motorende der Triebwagen ruhte auf einem dreiachsigen Laufdrehgestell, die elektrischen Fahrmotoren befand sich im zweiachsigen Drehgestell am anderen Wagenende. Die Wagen konnten 70 km/h erreichen und boten 78 Sitz- und 10 Stehplätze. 1923 wurden die beiden Triebwagen an die Privatbahn Regional du Val-de-Travers im Schweizer Jura verkauft.
Schlussendlich beschaffte die K.Sächs.Sts.B. noch zwei Gleichstromtriebwagen für die meterspurige und straßenbahnähnliche Strecke von Klingenthal nach Sachsenberg-Georgenthal im Vogtland. Busch baute dafür zwei nur 8,46 Meter lange Triebwagen, für die SSW die elektrische Ausrüstung lieferte. Betrieben wurde die Strecke mit 650 Volt. Die 30 km/h schnellen Triebwagen wurden über Tatzlager angetrieben. Die Straßenbahnwagen besaßen 18 Sitzplätze und rund 25 Stehplätze. Diese Triebwagen wurden noch von der DRG/DRB übernommen und standen als ET 197 | EB noch viele Jahre im Einsatz.
Dampftriebwagen
Akkutriebwagen
Verbrennungstriebwagen
Elektrotriebwagen und Beiwagen
Text: © Malte Werning
Quellen und Literatur
- Dietz, Günther / Winkler, Dirk: Verbrennungstriebwagen der Deutschen Reichsbahn sowie zugehörige Bei- und Steuerwagen. Band 1. München 2021.
- Troche, Horst: Die Akkumulator-Triebwagen der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnen und der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft. Freiburg 1997.
- Weisbrod, Manfred: Sachsen-Report Bd. 6: Tender- und Schmalspurlokomotiven, Triebwagen und Sonderbauarten. Eisenbahn-Journal Archiv I/1998. Fürstenfeldbruck 1998.
- Willhaus, Werner: Kittel-Dampftriebwagen. Innovation des Nahverkehrs vor 100 Jahren. Freiburg 2008.
- Zander, Peter: Der Akkumulatortriebwagen der K.Sächs.Sts.E.B. In: Modelleisenbahner 6/1989.