VT 06 | VM

Mit der Gründung der Deutschen Bundesbahn am 7. September 1949 wurden neun in der Bizone verbliebene Triebwagenzüge übernommen, die gemäß des neuen Nummernplans des EZA München vom 17. Oktober 1947 als Baureihe VT 06 eingereiht wurden (am Fahrzeug zunächst auch abweichend als »SVT 06« angeschrieben). Dabei handelte es sich um dreiteilige Dieseltriebwagenzüge, die aus je zwei angetriebenen Endwagen mit Maybach-Motoren GO 6 mit 600 PS (441 kW) Leistung sowie einem dazwischen eingestellten antriebslosen Mittelwagen bestanden. Die Triebwagen gehörten zur Skizzenblatt-/Gattungsbezeichnung WRBPw12vTK-35 (für die gesamte dreiteilige Einheit) und besaßen elektrische Kraftübertragung auf das jeweils hintere Triebdrehgestell der Endwagen am Wagenübergangsende.

Die Triebwagen waren als Typ »Köln« bekannt und bauten ab 1938 das Schnelltriebwagennetz der DRB weiter aus. Vor allem in Hinblick auf den Reisekomfort stellten sie mit vollem Speisewagenservice und geschlossenen Einzelabteilen eine deutliche Weiterentwicklung gegenüber dem Typ »Leipzig« dar. Das EZA München vergab Nummern ab der Ordnungsnummer VT 06 101, da ursprünglich auch die Nummer VT 06 000 für den in der russischen Zone verbliebenen Zug 137 233 (Typ »Leipzig«) reserviert war. Auch die Nummern VT 06 101 und VT 06 105 blieben aus den gleichen Gründen unbelegt.

Von den in der Bizone verbliebenen neun Züge wurden vier von den US-Streitkräften beschlagnahmt (VT 06 106, 107, 108 und 109), in eigenen Diensten eingesetzt und hierfür teilweise umgebaut. Für den zivilen Verkehr standen 1949 lediglich drei Züge (VT 06 103, 104, 110) zur Verfügung. Zwei weitere Züge, nämlich VT 06 102 und 111 – letzterer ohne Mittelwagen – standen als Ersatzteilspender abgestellt. Diese beiden Züge wurden erst ab 1950/51 generalüberholt, wobei für den fehlenden Mittelwagen ein kompletter Neubau bei WMD entstand. Sie erhielten aufgrund von Ersatzteilproblemen einen dieselhydraulischen Antrieb, der seinerzeit besser verfügbar war. Der Zug 108 wurde 1953 ebenfalls für den zivilen Verkehr freigegeben.

Die Einsätze dieser Fahrzeuge bei der DB endeten um 1959, als bereits genügend Neubautriebwagen der Baureihen VT 08 und VT 11 für den Fernschnellverkehr zur Verfügung standen. In einer beispiellosen Transaktion wurden 1959 die Züge

an die Deutsche Reichsbahn in der DDR verkauft, wo die Züge teilweise wieder umgebaut und unter ihren alten Nummern eingesetzt wurden. VT 06 104a + VT 06 104b wurde ohne Mittelwagen an das LHB-Museum abgegeben, während der Zug 106 getrennt in Lübeck-Travemünde und Konstanz (VT+ VM) erhalten blieb.

Der Werdegang der VT-06-Züge mitsamt der jeweiligen Einzelwagen bei der DB ist aufgrund von zwei Umzeichnungen 1947 und 1953 nicht einfach nachzuvollziehen. Aus Gründen einer besseren Übersichtlichkeit ist die genauere Historie dieser Fahrzeuge in die nachfolgenden Zeitabschnitte unterteilt.

1949-1952: Die blau-grauen Jahre

Die DB lässt bei WMD in Donauwörth fünf Einheiten grundlegend aufarbeiten und mit einem graublau-steingrauen Anstrich versehen. Bei zwei Zügen können die elektrischen leistungsübertragen mangels Ersatzteilen nicht wiederhergestellt werden, sie erhalten stattdessen dieselhydraulischen Antrieb. Ein weiterer Mittelwagen muss neu gebaut werden. Die US Army verwendet vier Einheiten als Salontriebwagen. Die Fahrzeuge werden als SVT 06 bezeichnet.

Fahrzeugliste und weitere Details

1953-1959: Die purpurroten Jahre

Mit der Einführung der Bezeichnung »Mittelwagen« für antriebslose Fahrzeugteile in Triebzügen werden die bisherigen b-Wagen zur neuen Baureihe VM 06, die bisherigen c-Endwagen werden nun zu b-Wagen. Das Kürzel »SVT« verschwindet und wird durch das übliche »VT« ersetzt. Bei anstehenden Hauptuntersuchungen erhalten die im Zivilverkehr laufenden Fahrzeuge die aktuelle purpurrote Triebwagenlackierung. Drei Züge (106, 107, 109) bleiben bis zu ihrer Ausmusterung 1957 in den US-Diensten, der Zug 106 sogar noch bis 1963.

Fahrzeugliste und weitere Details.

Text: © Malte Werning

Quellen und Literatur

  • Altbergs, Toms/Roudnev, Ivan: Ein »Kölner« in der Sowjetunion. In: Eisenbahn-Kurier 1/2010.
  • Bermeitinger, Michael: Fliegende Züge. In: Bahn-Epoche 10 (2014).
  • Dath, Wolfgang: Die »Fliegenden Züge« der (D)DR. In: Bahn-Epoche 14 (2015).
  • Dietz, Günther: Triebwagen-Report Bd. 1: Deutsche Verbrennungstriebwagen 1924 bis 1937. Eisenbahn-Journal Archiv 3/1996. Fürstenfeldbruck 1996.
  • Dietz, Günther/Jauch, Peter: Deutsche Schnelltriebwagen. Vom »Fliegenden Hamburger« zum ET 403 der DB. Freiburg 2003.
  • Frister, Thomas: Verschollen und wiederentdeckt (Betriebsbuch 137 851). In: Eisenbahn-Kurier 6/2008.
  • Jauch, Peter; SVT »Köln« 137 275 – ein Triebwagenlebenslauf. In: Eisenbahn-Kurier 1/1995.
  • Kurz, Heinz R.: Fliegende Züge – Vom »Fliegenden Hamburger« zum »Fliegenden Kölner«. Freiburg 1994.