Triebwagentypen der MaK

Die Maschinenbau Kiel GmbH entstand nach dem Zweiten Weltkrieg als Neuanfang der Deutschen Werke Kiel (DWK). Um der nach dem Zweiten Weltkrieg drohenden Demontage zu entgehen, löste man den Lokbau und einige weitere Unternehmensbereiche aus den DWK heraus und gründete zunächst die Holsteinische Maschinenbau AG (HOLMAG). Am 25. Mai 1948 trat die neu gegründete Maschinenbau Kiel AG (MAK) die Nachfolge der Holmag an. Nun begann der Lokomotivbau wieder aufzuleben. In den folgenden Jahren entwickelte und baute man zahlreiche Loks für die Deutsche Bundesbahn, die deutschen Privatbahnen und den Export. Die ausführliche Firmengeschichte kann auf unserer Partnerseite www.loks-aus-kiel.de nachgeschlagen werden. Nach einem längeren Rechtsstreit mit der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) wurde 1954 das Kürzel von MAK in MaK geändert.

Die MaK wurde zu einem der bedeutendsten Diesellokomotivhersteller Deutschlands. Als Triebwagenhersteller blieb das Kieler Unternehmen – anders als zu DWK-Zeiten – vergleichsweise unauffällig. Bis 1981 fertigte das Unternehmen lediglich 26 Triebwagen (zwei Straßenbahntriebwagen nicht inbegriffen), von denen 10 Exemplare an die DB gingen (Baureihe 627). In eigener Entwicklungsarbeit entstanden nur die Akkutriebwagen für die Alsternordbahn sowie der »Großraumdieseltriebwagen«, kurz GDT. Beide Fahrzeugtypen werden an dieser Stelle vorgestellt. Eine Gesamtliste über die Triebwagenlieferungen von MaK befindet hier bei loks-aus-kiel.de.

Akkutriebwagen für die Alsternordbahn

Alsternordbahn ETA. Foto: MaK / Archiv loks-aus-kiel.de
Die drei Akku-Triebwagen für die Alsternordbahn 1953 im Herstellerwerk bei MaK Foto: Werkbild MaK / Archiv loks-aus-kiel.de

Für die 1953 eröffnete Alsternordbahn Ochsenzoll – Ulzburg Süd beschaffte die Bahn drei fabrikneue Akkumulatortriebwagen bei MaK, gemeinsam mit zwei Steuerwagen. Die Einzeltriebwagen hatten eine Wagenkastenlänge von 12,2 Metern und waren zweiachsig ausgeführt. Die elektrische Ausrüstung stammte von der AEG, die Batterien von AfA (später Varta). Die Fahrzeuge konnten untereinander mittels einer leichten Scharfenbergkupplung gekuppelt werden. Sie besaßen 46 Sitz- und 53 Stehplätze und wogen 32,6 Tonnen Gesamtmasse (Steuerwagen: 18,2 Tonnen). Die Fahrzeuge konnten immerhin 55 km(h erreichen.

Schon 1954 rückten die Fahrzeuge wieder in das Herstellerwerk ein, da ihnen ein aufwändiger Umbau bevorstand: Wegen ihrer schlechten Fahreigenschaften wurden sie nachträglich mit Drehgestellen ausgerüstet. Schon 1956 hatte die Alsternordbahn weitere Fahrzeuge beschafft, sich dann aber für den bereits bewährten MAN-Schienenbus entschieden.

Die Einsätze der Akkutriebwagen dauerte bis 1967 an, sie wurden um 1968 allesamt verschrottet.

Fabriknummer Betreiber Fahrzeugnummer Baujahr Gattung | Skizzenblatt Achsfolge | Bauart      
3 Fahrzeuge
501 ANB ETA 1 1953 Bo-ea Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.
502 ANB ETA 2 1953 Bo-ea Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.
503 ANB ETA 3 1953 Bo-ea Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.
Fabriknummer Betreiber Fahrzeugnummer Baujahr Gattung | Skizzenblatt Achsfolge | Bauart      
2 Fahrzeuge
1 ANB ESA 11 1953 2 Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.
2 ANB ESA 12 1953 2 Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.

GDT - Großraumdieseltriebwagen

NVAG T 3. Foto: M. Werning
Mit Fabriknummer 518 ist der T 3 d er NVAG der letztgebaute GDT von MaK (aufgenommen 1991). Foto: Malte Werning

Der »Großraumdieseltriebwagen« GDT ist ein vierachsiger dieselmechanischer Triebwagentyp, den MaK im Herbst 1952 entwickelte und zwischen 1953 und 1961 in elf Exemplaren für deutsche und zwei für dänische Privatbahnen baute. Er stand in direkter Konkurrenz zu dem konzeptionell vergleichbaren »Esslinger Triebwagen«, konnte aber nur vergleichsweise kleine Marktanteile erlangen.

Um Zeit und Entwicklungskosten zu sparen, setzte das Konzept des GDT direkt auf den neuen Eilzug-Mitteleinstiegswagen der DB mit 26,4 Metern Länge (Bauart ymg) auf, von denen MaK zwischen Ende 1952 und November 1954 insgesamt 129 Exemplare gefertigt hatte – darunter alleine 30 Steuerwagen der Bauart C4ymgf-51. Dadurch konnten zahlreiche Bauteile, aber auch die bestehende Fertigungsstraße mitverwendet werden.

Auslöser war eine Anfrage der Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft (DEG), Betriebsführerin der Bahnen Kleinbahnen Kiel – Schönberg (KSch) und Kiel – Segeberg (KS), im September 1952 bei mehreren Waggonbauern nach Angeboten für den Bau von vierachsigen Dieseltriebwagen – auch bei MaK. Schon Ende November 1952 erging der Auftrag für den Bau zweier Triebwagen, der gerade einmal acht Monate andauerte. Im Juli 1953 erfolgte die Abnahme des KS VT 80 und des KSch VT 85. Ursprünglich vorgesehene Übergangstüren (wie beim DB-Steuerwagen C4ymgf-51) wurden zugunsten einer flachen, aber gefälligeren Stirnfront aufgegeben. Zwei Deutz-Dieselmotoren (je 145 PS) trieben die jeweils innenliegenden Achsen der Drehgestelle über ein mechanisches Mylius-Getriebe an. Auffällig waren die kleinen und sehr weit auseinanderstehenden Stirnleuchten der Triebwagen.

Größter Kunde für den GDT waren mit sieben Fahrzeugen die Osthannoversche Eisenbahnen (OHE), die eine Motorisierung mit je zwei 220-PS-Motoren von Deutz und AEG/EMG-Getrieben (hydraulischer Wandler und drei mechanische Gänge) bevorzugten. Die sieben Wagen wurden zwischen 1954 und 1959 gebaut. 1955 erhielt auch die Kleinbahn Kiel–Segeberg einen weiteren Wagen, diesmal ebenfalls mit der stärkeren 2x220-PS-Motorisierung und abweichend mit vier angetriebenen Radsätzen. Nachzügler war der 1960/61 gebaute T 3 für die Kleinbahn Niebüll-Dagebüll, der als Schlepptriebwagen mit zwei 230-PS-Motoren ausgerüstet war.

Wenn man von einem Wagen absieht, den die OHE im September 1976 an die SWEG verkaufte, gelangten die anderen sechs GDT im April 1977  geschlossen zur norditalienischen Bahn Azienda Consortionale Transporti di Reggio Emilia (ACT). Dort wurden sie bis 1999 im Plandienst eingesetzt. Anfang der 2000er-Jahre erwarben die Verkehrsfreunde Lüneburg (AVL) alle sechs GDT und überführten die Fahrzeuge zurück nach Deutschland, wo aus sich die weiteren Wege der Triebwagen trennten.

Erwähnenswert sind noch zwei weitere GDT mit Stirnübergangstüren, die MaK im Jahre 1961 an die dänische Odsherreds Jernbane lieferte (OHJ Mo 25, OHJ Mo 26) – als Exportfahrzeuge sind sie allerdings nicht Thema dieser Seiten.

Aktuell sind mit den Wagen 511 (AVL GDT 0518) und 513 (DEV T 3) zwei Exemplare betriebsfähig erhalten. Die Gattungsangabe in der nachfolgenden Liste bezieht sich auf den Zeitpunkt der Indienststellung des jeweiligen Fahrzeugs. Aus dem Rahmen fällt der letztgebaute KND T 3, der packraumseitig nominell mit einem kleinen 1.-Klasse-Abteil ausgewiesen war.

Fabriknummer Betreiber Fahrzeugnummer Baujahr Gattung | Skizzenblatt Achsfolge | Bauart      
11 Fahrzeuge
504 KSch VT 85 1953 CPw4 (1A)'(A1)'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Revisionsdaten vor.
505 KS VT 80 1953 CPw4 (1A)'(A1)'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.
508 OHE GDT 515 1954 CPw4 (1A)'(A1)'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor.
509 OHE GDT 516 1955 CPw4 (1A)'(A1)'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Revisionsdaten vor.
510 OHE GDT 517 1955 CPw4 (1A)'(A1)'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.
511 OHE GDT 518 1955 CPw4 (1A)'(A1)'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Revisionsdaten vor.
512 KS VT 81 1955 CPw4 B'B'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Revisionsdaten vor.
513 OHE GDT 520 1959 BD4 (1A)'(A1)'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Revisionsdaten vor.
514 OHE GDT 521 1959 BD4 (1A)'(A1)'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Revisionsdaten vor.
515 OHE GDT 522 1959 BD4 (1A)'(A1)'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Revisionsdaten vor. Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.
518 KND T 3 1960 ABD4 (1A)'(A1)'-dm Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor.

Text: © Malte Werning

Quellen und Literatur

  • Fink, Jochen: 50 Jahre MaK-Großraumtriebwagen (GDT). In: Die Museums-Eisenbahn 4/2004.
  • Löttgers, Rolf: Der Eilzugwagen stand Pate: Die Großraum-Dieseltriebwagen von MaK. In: Lok-Magazin 110 (1981).