Triebwagentypen der Maschinenfabrik Esslingen

Die Maschinenfabrik Esslingen (ME) geht auf das Jahr 1846 zurück, als der Ingenieur Emil Keßler in Eßlingen am Neckar (damalige Schreibweise) den Grundstein für eine neue Maschinenfabrik legen ließ. Dies geschah auf entsprechende Anreize durch das Königreich Württemberg, das den Maschinenbau für die eigene Infrastruktur gerne im eigenen Land konzentrieren wollte. Keßler war zu diesem Zeitpunkt (bis 1852) auch Inhaber der badischen Maschinenfabrik Karlsruhe. Für die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen (K.W.St.E.) wurde die ME in den kommenden Jahrzehnten zum Haus- und Hoflieferanten von Lokomotiven und Wagen. Auch Straßenbahnen, Flugzeugschlepper und (zeitweise) Schiffe wurden in Esslingen gefertigt.

Im Triebwagenbau zeigte die ME eine ungewöhnliche Bandbreite. Bei dem Dampftriebwagen der Bauart Thomas kommt die ME 1879 erstmals mit dem Bau von Triebwagen in Kontakt. Für die Hessische Landesbahn entwickelt der Hersteller den Maschinenwagen, dem 1882 noch zwei weitere folgten. Die K.W.St.E. gelten auch als Pionier des Verbrennungstriebwagens, befand sich die Wiege des Verbrennungsmotors schließlich auch in Cannstatt bei Stuttgart. Im Sommer 1887 stellten die Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach persönlich die erste, durch einen Verbrennungsmotor angetriebene viersitzige Draisine in Esslingen vor. 1893 wurde dann ein ähnlich motorisierter straßenbahnähnlicher Triebwagen auf der Strecke Saulgau - Riedlingen getestet, dessen Wagenkasten im Auftrag der Daimler Motoren Gesellschaft (DMG) von der ME gefertigt wurde. Ihm folgte ein zweiter Wagen, auf den aber das Interesse der K.W.St.E. an Motortriebwagen zunächst erlosch. Dafür baute die ME 1900 und 1901 wieder Dampftriebwagen, und zwar nicht nur für die K.W.St.E., sondern auch für Baden, die SBB, die Bleckeder Kreisbahn, Preußen sowie für Venezuela und Türkei.

1908 baute die ME eine Serie von Elektrotriebwagen für die LAG-Strecke Ravensburg – Baienfurt, anschließend verlagerte sich der Bau auch zunehmend auf Straßenbahntriebwagen. 1926 erlangte die ME durch den Bau zweier zweiachsiger Dieseltriebwagen für die DRG (805, 806) Aufsehen.

Anfang der 1930er-Jahre wurde die ME umfassend in die Beschaffung neuer Triebwagen für die DRG eingebunden. Für die Stuttgarter Vorort-Bahn wurden in Esslingen die elektrischen Triebwagen 1201 ff (ab 1941: ET 65) mitsamt ihrer Steuer- und Beiwagen von 1933 bis 1939 gebaut. Gleichzeitig baute der Hersteller auch 12 zweiachsige Einheits-Nebenbahntriebwagen, acht zweiachsige Beiwagen für VT (1932), 10 elektrische Doppeltriebwagen 1801 ff (ab 1941: ET 25) sowie ein Exemplar der zweiteiligen Schnelltriebwagen 1900 ff (ab 1941: ET 11). Weniger bekannt sind 12 von 1934 bis 1939 gebaute dieselmechanische Turmwagen für Instandhaltungen in elektrifizierten Netzen der DRG/DRB.

1940 sorgte die ME mit der Vorstellung eines vierachsigen Dieseltriebwagens für die Eisenbahn-AG Schaftlach – Gumd – Tegernsee für Aufsehen. Das moderne Fahrzeug wurde die Blaupause für die Neuentwicklung von vierachsigen Diesletriebwagen, für die das Werk vor allem Privatbahnen mit ihrem enorm hohen Modernisierungsbedarf im Auge hatten. Der »Esslinger Triebwagen« wurde 1951 erstmals vorgestellt und entwickelte sich in den darauffolgenden Jahren, ähnlich wie der MAN-Schienenbus des Nürnberger Konkurrenten, zu einem Verkaufserfolg mit insgesamt 50 verkauften Wagen.

Neben zahlreichen Exportfahrzeugen war die MAN in den 1950er-Jahren auch an dem Bau der ETA 176 | ES sowie der ET 56 | EM beteiligt.

bis 1945: Einzelstücke für Privatbahnen

Neben vielen Export- und Staatsbahnfahrzeugen baute die ME immer wieder auch Fahrzeuge für Privatbahnen. Vor dem Zweiten Weltkrieg handelte es sich dabei allerdings überwiegend um Einzelstücke oder kleine Serie. Standardisierte Privatbahntypen gab es hingegen nicht. Fahrzeugliste und weitere Details  ... folgt später.

 

1951-1961: Der Esslinger Triebwagen

Von 1951 bis 1955 lieferte die Maschinenfabrik Esslingen insgesamt 50 Wagen des beinahe legendären »Esslinger Triebwagens« aus. Während die Fahrzeuge in ihren ersten Jahren bundesweit bei Privatbahnen zum Einsatz kamen, trafen die Fahrzeuge später vor allem auf süddeutschen Privatbahnen aufeinander. Die Konstruktion wurde zweimal überarbeitet. Fahrzeugliste und weitere Details.

Text: © Malte Werning