Lackierungen & Anschriften

1624a. Foto: M. Werning
Flaschengrüne Lackierung der 1920er-Jahre am restaurierten Hamburger Triebwagen 1624a.
Lackierung DRG 1927/31 Berlin. Foto: Malte Werning
Farbgebung der Berliner S-Bahn ab 1927 - der rote Streifen oberhalb der Fenster kam allerdings erst später.
Lackierung DRG 1932. Foto: Malte Werning
Die ab 1932 für fast alle Triebwagen geltende und sehr populäre DRG-Lackierung. Fotos (3): Malte Werning

Preußische Personenwagen - und damit auch die Triebwagen - waren um 1920, zur Gründung der Reichseisenbahnen, im Regelfall dunkelgrün bzw. olivgrün gestrichen und besaßen ein schwarzes Untergestell. Der auch bräunlich wirkende Farbton würde heute am ehesten RAL 6008 entsprechen. Vor allem bei den Wittfelder Speichertriebwagen sind auch Varianten bekannt, bei denen die Wagen im Bereich der Fenster in einem elfenbeinfarbenen Ton gehalten waren. Die Reichseisenbahnen bzw. die DRG übernahm diese Regelungen im Wesentlichen.

Bei den ersten Triebwagen der Berliner S-Bahn soll der grüne Farbton etwas heller ausgeführt worden sein. Die Gruppenverwaltung Bayern lackierte die Triebwagen 1101-1108 offenbar anfangs zweifarbig, vermutlich in Gelb und Braun analog zu den elektrischen Loks in Bayern. Mangels Farbfotos aus dieser Zeit lässt sich über die genaue Farbgebung leider nur noch mutmaßen.

Bei der Berliner S-Bahn wurden ab 1926 Farbversuche durchgeführt: Einige Wagen wurden im Bereich der 2. Klasse ganzheitlich rotbraun, im Bereich der 3. Klasse gelb gestrichen. Ab 1927 wurde dann für die S-Bahn ein Regelanstrich eingeführt, der unterhalb der Fenster generell einen »stadtbahnroten« Lack vorsah, darüber im Fensterband einen ockergelben Farbton – mit Ausnahme der 2. Klasse, in der der Fensterbereich blaugrün gestrichen wurde. Ab 1932 wurde diese Farbgebung mit einem zusätzlichen roten Zierstreifen oberhalb der Fenster kombiniert.

Die 1927/28 ausgelieferten Eiltriebwagen 1061-1066 für den Halle-Leipziger Eilverkehr wurden wegen der lokalen Anforderungen in dieser von Industrie geprägten Region in zwei verschiedenen Grautönen lackiert, in denen dem Vernehmen nach auch die Triebwagen 1004 und 1005 lackiert worden sein sollen. Genauere Angaben liegen leider nicht vor.

Am 27. September 1932 führte die DRG allgemein für Triebwagen mit eigener Kraftquelle einen neuen zweifarbigen Anstrich ein, der vor allem verkehrswerbend wirken sollte. Dabei wurden die Seitenflächen der Wagen unterhalb der Fenster weinrot lackiert, der Bereich darüber elfenbeinfarben (in vielen Quellen auch als »Beige« bezeichnet). Werner Willhaus gibt in seinem großartigen Buch über die Kittel-Dampftriebwagen die genauen Farbtöne mit RAL 3005 (alt  RAL 10) und RAL 1001 (alt RAL 20) an. Oberhalb des Fensterbandes folgte eine (teilweise schwarz abgegrenzte) rote Zierlinie, direkt unter dem Fensterband eine dünne elfenbeinfarbene Zierlinie. Fahrgestell und Rahmen waren schwarz gehalten. Trotz einer gewissen Ähnlichkeit auf alten s/w-Aufnahmen entsprach dieses Schema nicht den in Berlin verwendeten Farben der dortigen S-Bahn. Diese Farbgebung wurde sehr populär und bei allen Traktionsarten, auch den Dampftriebwagen, angewendet, nicht jedoch bei Schnelltriebwagen. Ältere Fahrzeuge wurden anlässlich von Revisionen farblich angepasst.

Keine Regel ohne Ausnahmen: Die Hamburger Vorortbahn blieb bei ihren flaschengrünen Zügen, die Berliner S-Bahn behielt ihre etwas anderen Farben. Für Schnelltriebwagen galten eigene Regeln: Der Bereich unter den Fensterbändern wurde bei ihnen in dem violetten Farbton lackiert, den die Fahrgäste bereits von den berühmten Rheingold-Wagen kannten. Dabei wurden bei den SVT auch die Bereiche um die Führerstandsfenster violett lackiert.

Andere Farben wählte die DRG ab 1936 bei ihren anderen besonders repräsentativen Fahrzeugen, wie in der nachfolgenden Tabelle dargestellt. Leider fehlen zu den Angaben größtenteils Bildbelege, so dass diese Informationen mit großer Vorsicht zu genießen sind. Insbesondere zu den beiden elektrischen Aussichtstriebwagen gibt es nur sehr vage Angaben und Anleitungen von s/w-Fotos.

Abweichend lackierte Einzelfahrzeuge 1935-1939
NummernbereichWagenkastenSchürzenZierstreifenDach
1301a/b/c-1313a/b/c Beige oder Creme Rot an Dach und Schürze: Schwarz Graualuminium
1900a/b-1902a/b Beige oder Creme Rot Rot Graualuminium
1998 (Zeitraum?) Beige Rot Graualuminium -
1998 (Zeitraum?) Hellgrau Blaugrau ? -
1999 (Zeitraum?) Fensterband: Beige,sonst Schwarzblau Blaugrau ? -
1999 (Zeitraum?) Schwarzblau Blaugrau ? -
137 155 Silbergrau Dunkelgrau Hellblau Dunkelgrau
137 240, 137 462, 137 463 Hechtgrau Blaugrau Blaugrau -

Für die ab Mitte 1939 ausgelieferten ersten Gleichstromtriebwagen der Hamburger S-Bahn wurden eigene Farben bestimmt: Die Wagenkästen wurden in stahlblauer Farbe ausgeliefert, wobei der 2.-Klasse-Bereich - also die kompletten Mittelwagen - ein hellgelbes Fensterband erhielten. Die Schürzen wurden grau lackiert. In diesen Farben wurden die Züge sogar noch bis Mitte der 1970er-Jahre gestrichen.

Ab März 1938 änderten sich die Bestimmungen: Für Triebwagen wurde nun eine »oxidrote« Farbgebung eingeführt, die dem heutigen RAL 3009 geähnelt haben soll. Dabei wurden Zierlinien in »Betongrau« und der Langträger in Umbragrau lackiert. Dachpartien wurden ebenfalls umbragrau, ab 1942 schwarzgrau gestrichen. Die Regelung galt zunächst für zweiteilige Motortriebwagen für Hauptbahnen (also die Bauart »Stettin« etc.), wurde dann aber schnell auch auf die dreiteiligen elektrischen Züge 1301 ff ausgeweitet und schließlich im September 1940 allgemeingültig für Triebwagen vorgeschrieben. Die in den ersten Kriegsmonaten ausgelieferten neuen Triebwagen erhielten diese Farbgebung ab Werk.

Wegen der Kriegsereignisse kam es dann zu keinen größeren Umlackierungen ältererer Triebwagen mehr. Im November 1942 wurden noch einmal Richtlinien für »Kriegsanstriche« ausgegeben, nach denen Triebwagen generell in verschiedenen Grautönen gestrichen werden sollten. Da die meisten Triebwagen aber eh stillgelegt waren oder der Wehrmacht dienten, waren die Regelungen obsolet.

Text: © Malte Werning