ET 171 | EB

Die sehr erfolgreiche Berliner S-Bahn fand in den 1930er-Jahren auch international große Beachtung. Mitte der 1930er-Jahre wurden daher ganz ähnliche Vorhaben auch für Hamburg und München projektiert, wo der vorhandene Vorortverkehr bereits mit elektrischen Wechselstromtriebwagen auf den bestehenden Bahnlinien abgewickelt wurde. Für den Bau zentraler neue Streckenführungen kamen nur Tunnelstrecken in Fragen, und bei denen war man - nicht zuletzt aus aus Kostengründen - um eine größtmögliche Begrenzung des Lichtraumprofils bemüht. Deshalb war man auch in Hamburg dem Stromschienenprinzip gegenüber aufgeschlossen. Bei diesem sind aber aus Sicherheitsgründen höchstens 1500 Volt Fahrspannung zulässig, was für Wechselstrombetrieb zu gering ist.

In Hamburg entschieden sich die Verantwortlichen für einen Betrieb mit 1.200 V, um die Anfahrbeschleunigung gegenüber den Berliner Zügen erhöhen zu können. Bis 1941 wurde die Strecke Poppenbüttel - Ohlsdorf - Altona - Blankenese schrittweise zusätzlich mit Stromschiene ausgerüstet und parallel zum bestehenden Oberleitungsbetrieb mit den neuen Stromschienen-Gleichstromtriebwagen befahren.

1937 bestellte die DRB bei LHW in Breslau insgesamt 67 dreiteilige Triebzüge für Hamburg, die sich in vielen Details an die Berliner Züge anlehnten. Eine Garnitur bestand immer aus zwei vierachsigen Triebwagen mit Allachsantrieb und einem antriebslosen Mittelwagen (nach damaligem Duktus »Beiwagen«). Jede Wagenseite hatte vier Doppelschiebetüren nach Berliner Vorbild. Die Endwagen wurden zusätzlich mit einem Traglastenabteil ausgestattet und grundsätzlich mit der 3. Wagenklasse ausgeliefert, die »Beiwagen« ausschließlich mit der 2. Klasse. Neu war die Farbgestaltung: Die Züge waren dunkelblau lackiert und besaßen einen creme-farbenen Zierstreifen unter der Regenrinne und unter den Fenstern. Die »Beiwagen« besaßen zur Kenntlichmachung der höheren Ausstattung ein cremefarbenes Fensterband.

Projektiert wurden die Züge mit den Nummern 1501a/c/b ff.* und damit einem Nummernbereich, der zu diesem Zeitpunkt noch von den Wechselstromzügen der Vorortbahn aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg belegt war. Offenbar planten die Verantwortlichen den umgehenden Austausch der alten mit den neuen Zügen. Das DRB-Merkbuch von 1941 weist bereits die Züge 1501a/c/b-1517a/c/b aus. Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten der Wechselstrom-Triebwagen aber noch im Einsatz, der Wechselstrom-Zug 1507a/b kam sogar noch nach 1949 zur DB. In diesem Punkt sind viele Details bislang noch nicht literaturbekannt und warten auf Klärung.

Im Nummernplan von 1941 wurden die neuen Gleichstromtriebwagen zur Baureihe ET 171 und die »Beiwagen« zur Baureihe EB 171 zusammengefasst. Die Trieb- als auch Mittelwagen erhielten Ordnungsnummern ab 001, wobei die beiden Triebwagenhälften wie bisher mit dem Präfix a oder b konkretisiert wurden. Die Ordnungsnummer eines Zuges blieb immer gleich, betrieblich wurden die Züge nicht getrennt.

Kriegsbedingt konnten bis Oktober 1943 lediglich 47 Einheiten ausgeliefert werden. Noch 1943 wurden die Einheiten ET/EB 171 036 und ET/EB 171 047 mit Scheibenbremsen an Stelle der bisherigen Klotzbremsen ausgerüstet.

Im Kriegsverlauf wurden insgesamt acht Züge beschädigt, die dem Betrieb nicht mehr zur Verfügung standen (008, 015, 017, 027, 028, 038, 039, 046). Vollständig und irreparabel zerstört wurden im Juli 1943 die Einzelwagen ET 171 017a, ET 171 038a und EB 171 038. Dagegen wurden die Wagen ET 171 008a + EB 171 008 + ET 171 008b, ET 171 015a, EB 171 027, ET 171 028a, ET 171 039a, EB 171 046 und ET 171 046b zur Reparatur zur Firma De Dietrich ins Elsass abgefahren wurden und verblieben daraufhin nach Kriegsende in Frankreich.

Die in Hamburg verbliebenen Restzüge wurden daraufhin wieder folgendermaßen zu einsatzbereiten Garnituren vervollständigt, ohne dass zunächst eine Umzeichnung erfolgte:

• ET 171 027a wurde EB 171 028 + ET 171 028b beigefügt
• ET 171 027b wurde EB 171 017 + ET 171 017b beigefügt
• ET 171 038b wurde EB 171 015 + ET 171 015b beigefügt
• ET 171 046a wurde EB 171 039 + ET 171 039b beigefügt

Den Zweiten Weltkrieg überstanden damit also lediglich 43 der 47 Züge in Hamburg. Die in Frankreich verbliebenen Fahrzeuge gelangten erst zu DB-Zeiten wieder nach Deutschland zurück. [DB (1949-1967)]

* Anmerkung: Die Reihenfolge der Suffixe verwirrt, da die DRB bei den vergleichbaren Diesel-Schnelltriebzügen die Wagen in der Reihenfolge ihrer Reihung von a bis c (bzw. d) durchzählte. Hier wäre zu erwarten gewesen, dass die Mittelwagen den Suffix b erhalten. Allerdings ist diese Angabe durch das »Merkbuch für die Fahrzeuge der Reichsbahn, Ausgabe 1941« (DV 939c), belegt. Bildbelege sind bislang allerdings nicht bekannt.

Triebwagen a - C4tresT

Beiwagen - B4es

Triebwagen b - C4tresT