795 | 995

795 235-1. Foto: M. Hafenrichter
795 235-1 mit nachträglich angebautem dritten Spitzenlicht und verschlossenen Oberlichtfenstern in Olpe (1980).
795 445-6. Foto: M. Welzel
795 445-6 war als letzter 795 der DB bis 1983 als Personaltriebwagen in Köln im Einsatz (1983).
995 565-9. Foto: R. Köstner
Die kurzen Beiwagen, hier 995 565-9 in Attendorn (1980), erforderten stets ein Umfahren des Triebwagens an den Endbahnhöfen. Fotos: M. Hafenrichter, M. Welzel, R. Köstner

Im Nummernplan vom 1. Januar 1968 wurden die bisherigen Triebwagen der Baureihe VT 95 zur neuen Baureihe 795 und die Beiwagen VB 142 zur Baureihe 995 zusammengefasst. Die Ordnungsnummern der Beiwagen konnten unverändert übernommen werden, die vierstelligen Nummern der Triebwagen wurden allerdings um die führende »9« gekürzt. Die zwölf Prototypen standen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im regulären Betriebsdienst, so dass das Serienfahrzeug mit der niedrigsten Nummer der bisherige VT 95 9113 war, der nun die Nummer 795 113-0 erhielt. Nummernmäßig aus der Reihe fallen die Wagen 795 901-8 bis 795 915-8, bei denen es sich um die von Lüttgens für die Eisenbahnen des Saarlandes gebauten VT 95 handelte.

Die 795 | 995 trugen zum Jahresbeginn 1968 noch die Hauptlast des Nahverkehrs auf sehr vielen Zweig- und Nebenstrecken der DB, wenngleich einige Wagen nach größeren Schäden in den Vorjahren bereits ausgemustert worden waren. Mit den vermehrten Streckenstillegungen und Ausdünnungen des Verkehrs auf vielen Nebenbahnen wurden die Triebwagen aber ab Anfang der 1970er-Jahre zunehmend überzählig. Erschwerend kam hinzu, dass die Fahrzeugdisposition sich im Zweifelsfall lieber für die zweimotorigen 798 | 998 entschied, die im Hinblick auf Motorleistung und den rationelleren Steuerwageneinsatz vorzuziehen waren.

Angesichts bereits zahlreicher ausgemusterter, aber altbrauchbarer 795 wurden im Jahre 1972 die beiden verfügbaren Wagen 795 471-2 und 795 144-5 zu Prüf- und Messwagen für induktive Zugsicherung umgebaut und erhielten die Nummern 724 002-1 und 724 003-9. Ein weiterer Umbau fand 1974 am 795 313-6 statt, der zu einem Messwagen für Linienzugbeeinflussung umgerüstet wurde und als  727 001-0 eingereiht wurde. In dieser Eigenschaft waren die drei Umbaufahrzeuge noch jahrelang im gesamten Bundesgebiet im Einsatz.

1977 wurden 795 447-2 und 795 448-0 bei der Elektrifizierung der Emslandstrecke offiziell als Mannschafts- und Gerätewagen eingesetzt und erhielten dabei die Nummern  728 001-9 und 728 002-7. Umgebaut wurden die Wagen tatsächlich aber nicht. Weitere Umbauten der in großen Mengen verfügbaren, arbeitslosen Schienenbusse waren geplant, wurden aber nicht verwirklicht.

In den späten 1970er-Jahren trennte sich die DB preisgünstig von zahlreichen 795 | 995, die in einigen Fällen ohne Fahrgestell als provisorische Sportheime oder Kioske verwendet wurden. Über die Firma Layritz gelangten mindestens 14 Wagen nach Italien. 19 Triebwagen 795 und 12 Beiwagen 995 wurden in den Jahren 1980/81 nach Uruguay verkauft, wo die Fahrzeuge aber nur noch bis zur Gesamteinstellung des Schienenpersonenverkehrs im Jahre 1988 eingesetzt wurden. Einige Fahrzeuge sollen zwischenzeitlich reaktiviert worden sein und heute noch existieren.

Alle Fahrzeuge behielten bis zum Schluss die purpurrote Lackierung. Es sind lediglich Farbversuche mit ozeanblauen und elfenbeinfarbenen Folien am Beiwagen 995 042 bekannt, die aber offenbar nicht fortgeführt wurden.

Im Jahre 1980 wurden die letzten Triebwagen aus dem Regeldienst verabschiedet. Nur der 795 445-6 blieb als Personaltriebwagen noch bis 1983 beim Bw Köln-Nippes im Einsatz. Der Wagen 795 240-1 wurde gemeinsam mit dem Beiwagen 995 019-7 1984 in den Bestand der DB-Museumsfahrzeuge aufgenommen und bis 1995 betriebsfähig für Sonderfahrten vorgehalten. Die Fahrzeuge stehen heute in schlechtem Zustand in Lichtenfels. Besser erhalten sind einige Fahrzeuge bei Museumseisenbahnen, zum Beispiel beim Eifelbahn e. V.

Aufgrund der Menge an Fahrzeugen haben wir die Fahrzeuglisten getrennt. Sie sind über die Links in der linken Menüspalte oder hier zu finden:

  • die Triebwagen 795 113-0 bis 795 669-1 und 795 901-8 bis 795 915-8
  • die Beiwagen 995 008-0 bis 995 581-6

Text: © Malte Werning

Quellen und Literatur

  • Ebel, Jürgen-Ulrich / Högemann, Josef / Löttgers, Rolf: Schienenomnibusse aus Uerdingen. Bd 1: Technik und Geschichte bei DB, Privatbahnen und im Ausland. Freiburg 2001.
  • Ebel, Jürgen-Ulrich / Högemann, Josef / Löttgers, Rolf: Schienenomnibusse aus Uerdingen. Bd 2: Einsatzgeschichte der Baureihen VT 95, VT 97 und VT 98. Freiburg 2002.
  • Kabelitz, Andreas / Werning, Malte: VT 95-98 – Der Uerdinger Schienenbus. Eisenbahn-Journal Sonderausgabe 1/2012. Fürstenfeldbruck, 2012
  • Krantz, Jürgen / Meier, Roland: Baureihen VT 95-VT 98 - Die Schienenbusse der Deutschen Bundesbahn. Stuttgart 2002.
  • Löttgers, Rolf: Der Uerdinger Schienenbus. Nebenbahnretter und Exportschlager. Stuttgart 1985.
  • Löttgers, Rolf: „Waschbrett-Brummer“. Der VT 95 9176. In: Lok-Magazin 237 (2001)
  • Werning, Malte (Hrsg.): Schienenbusse – VT 95-VT 98: Triebwagen-Veteranen der 50er Jahre. München 2001.
  • Werning, Malte: VT 95 der Bundesbahn: Der Einmotorige. In: Lok-Magazin 507 (2023).