711

711 001-8. Foto: Kurt Sattig
Tunneluntersuchungswagen 711 001-8 im Mai 1980 in Neckarsteinach Foto: Kurt Sattig

Im Nummernplan vom 1. Januar 1968 wurde der Tunneluntersuchungswagen Kar 6209 mit elektrischem Batterieantrieb und zusätzlichem Dieselgenerator zur neuen Baureihe 711.

Gebaut wurde das Einzelstück im Jahre 1959 von der Waggonfabrik Wegmann und der Firma Schaltbau, da der DB ein geeignetes Fahrzeug zur Untersuchung ihrer Tunnelröhren auf Schäden und Veränderungen des Lichtraumprofils fehlte. Zwei Fahrzeuge, die für diese Zwecke im Einsatz standen, stammten noch aus der Länderbahnzeit (siehe Ksl 6208 / 713 001-6  und Wt 6201) und waren technisch überholt. Um die Arbeit in den Tunnels nicht durch Auspuffgase zu erschweren, wurde der Wagen als batteriebetriebenes Fahrzeug konstruiert, dessen Batterien von der Hagener Accumulatoren-Fabrik AG (AFA) geliefert wurden. Trotzdem wurde als zweite Antriebsquelle auch noch ein Hilfsdieselmotor mit einer Leistung von 75 PS eingebaut.

Es entstand bei diesem Fahrzeug eine bemerkenswerte Konstruktion, die auf Außenstehende recht abenteuerlich wirkte. Zu beiden Seiten der schmalen Führerhäuser, vor denen sich oberhalb der Pufferbohle noch eine Arbeitsplattform befand, führten Treppen auf das Dach des Wagens, wo sich die Arbeitsbühne befand. Zur Erdung der Oberleitung bei Arbeiten an der Tunneldecke bei elektrifizierten Strecken befand sich hier auch ein Stromabnehmer. Auf einer Fahrzeugseite gab es außerdem ausklappbare Lehren zur Überprüfung des Tunnelprofils. Neben den üblichen Laternen befanden sich links und rechts des dritten Spitzenlichtes auch noch zwei Scheinwerfer und zu beiden Seiten der Führerhäuser große Leuchtröhren, die eine gute Ausleuchtung des Tunnels gewährleisteten.

Im Innenraum des Fahrzeugs befanden sich ein Werkstatt- und ein Auswerteraum sowie ein Wasch- und ein Schlafraum für das Personal. Insgesamt waren zehn Personen für die Mitfahrt zugelassen. Die Batterien, die zwei Tatzlagermotoren in dem Triebdrehgestell speisten, waren in Kästen unter dem Wagenboden untergebracht. Um die Anschaffungskosten nicht unnötig in die Höhe zu treiben, griff man bei den Drehgestellen und den Motoren auf bereits vorhandenes Material zurück.

So ausgerüstet brachte es der 21,2 Meter lange Tunneluntersuchungswagen auf ein Eigengewicht von 57,7 Tonnen, die Höchstgeschwindigkeit musste für die nötigen Überführungsfahrten 100 km/h betragen.

Nach seiner Indienststellung wurde der Wagen in Karlsruhe beheimatet, wo er bis zu seiner Ausmusterung blieb. Der 711 001-8 kam im gesamten Bundesgebiet zum Einsatz. Da er als Einzelgänger in der Unterhaltung zu teuer wurde und Anfang der 1980er-Jahre der Bedarf an einem moderneren Fahrzeug stieg, wurde das Fahrzeug im März 1983 z-gestellt und in das AW Limburg überführt. Dort stand er dann über fünf Jahre im Freigelände. Alle Möglichkeiten, den Wagen zu verkaufen, zerschlugen sich. Da er auch nicht füt eine museale Erhaltung vorgesehen war, wurde er im Oktober 1988 verschrottet.

Die Nachfolge des 711 001-8 übernahm 1983 zunächst der provisorisch hergerichtete 701 071-3. Ab 1985 setzte man ein wesentlich einfacheres Robel-Spezialfahrzeug, nämlich das Nebenfahrzeug Klv 93-0001 mit Dieselmotor ein. Mit der Eröffnung der Naubaustrecken stellte die DB dann 1992 ein neues »Tunnelinstandhaltungsfahrzeug« mit der Nummer 705 001-6 in Dienst, dessen Aufgabenbereich sich größtenteils mit dem des 711 001-8 überschnitt.

Fahrzeugnummer Hersteller (mech.) Fabriknummer Baujahr Achsfolge | Bauart        
1 Fahrzeuge
711 001-8 Wegmann (Cassel) 4775 1958 Bo'2'-ea/de Es liegen Fotos dieses Fahrzeugs vor. Es liegen Stationierungsangaben vor. Es liegen Revisionsdaten vor. Dieses Fahrzeug wurde verschrottet.

Text: © Malte Werning

Quellen und Literatur

  • Boldt, Arend: Bahndienstfahrzeuge. Technik und Aufgaben der Baureihen 701 bis 740. Gülzow 1997.
  • Löttgers, Rolf: "TIF", "PROM" und ihre Vorgänger - Die Tunneluntersuchungswagen der Deutschen Bundesbahn. In: Lok-Magazin 184 (1994)
  • Werning, Malte: Der Tunneluntersuchuingswagen 711 001 der DB. In: Lok Report 137 (1989).
  • Werning, Malte: Aus dem Leben des Kar 6209. In: Eisenbahn-Geschichte 3 (2003).